Unternehmensnachfolge: Die Bankfinanzierung

Sie streben eine Unternehmensnachfolge an, haben aber nicht genügend Eigenkapital? Oder Sie wollen bewusst nicht die gesamte Kaufsumme mit eigenen Mitteln tragen? In beiden Fällen kommt häufig eine Fremdfinanzierung über eine Bank in Frage. Doch worauf ist zu achten, welche Unterlagen werden benötigt und wie bereiten Sie sich optimal vor?

Beim Beantragen eines Bankkredites gibt es bezüglich des Verhältnisses von Eigenkapital zu Fremdkapital keine verbindlich vorgeschriebenen Bedingungen. Üblicherweise muss der Kreditnehmer mindestens 30% des Kaufpreises mit Eigenkapital tragen können. Zudem prüft die Bank jedes Finanzierungsgesuch sehr sorgfältig auf allfällige Risiken. Doch welche Punkte werden eigentlich genau einer Prüfung unterzogen?

Grundsätzlich basiert eine solche Prüfung auf der Bewertung von Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit des Antragsstellers.

Unternehmensnachfolge – Die Kreditfähigkeit beim Bankkredit

Bei der Kreditfähigkeit liegt der Fokus darauf, ob und in welchem Zeitraum ein Übernahmekredit zurückbezahlt werden kann. Hierzu greifen die meisten Banken auf die Berechnung des Free Cashflows zurück. Die genaue Definition des Free Cashflows kann von Bankinstitut zu Bankinstitut leicht variieren. Schlussendlich läuft es aber immer darauf hinaus, welcher Betrag nach Abzug aller Kosten, Abschreibungen, Zinsen und Steuern letzten Endes übrig bleibt und jährlich zur Rückzahlung des Bankkredites eingesetzt werden kann.

Im Normalfall verwenden die Banken hierzu das gewichtete und bereinigte EBITDA der letzten drei Geschäftsjahre und ziehen davon die kalkulatorischen Ersatzinvestitionen, die kalkulatorischen Zinsen und die kalkulatorischen Steuern ab. Doch was bedeutet der Begriff «bereinigtes EBITDA»? Die Bereinigungen beziehen sich auf betriebsfremde oder steuermotivierte Einflüsse wie auch auf einmalige und nicht wiederkehrende sowie aperiodische Positionen, die mit der eigentlichen Geschäftstätigkeit während des Geschäftsjahres nichts zu tun haben. Dazu gehört beispielsweise die erfolgswirksame Auflösung stiller Reserven. Da dieser Ertrag nicht in direktem Zusammenhang mit dem aktuellen Geschäftsjahr steht, wird das EBITDA um diesen Beitrag reduziert. Ein Beispiel für betriebsfremde Aufwendungen ist die Bezahlung der privaten Fahrzeugkosten über das Unternehmen. Da diese nicht in direktem Zusammenhang mit der Geschäftstätigkeit steht, wird dieser Betrag für die Bereinigung dem EBITDA aufgerechnet, da die Ertragskraft in der Erfolgsrechnung aktiv vermindert wurde.

Für die Berechnung der kalkulatorischen Ersatzinvestitionen, Zinsen und Steuern werden nicht die Beträge aus der Erfolgsrechnung eingesetzt, sondern jeder der drei Kostenfaktoren wird vom Kreditgeber kritisch hinterfragt. Beispielsweise können die Ersatzinvestitionen reduziert werden, wenn nachvollziehbar dargelegt wird, weshalb die eingesetzten Maschinen oder das benötigte Inventar noch länger eingesetzt werden kann als abschreibungstechnisch dargestellt. Dies führt zu einem höheren Free Cashflow und führt gegebenenfalls wiederum zu einem höheren Kreditvolumen oder einer längeren Rückzahlungsfrist. Um das rechnerisch maximal mögliche Finanzierungsvolumen der Bank zu bestimmen, wird der bereinigte Free Cashflow mit der von der Bank bestimmten Anzahl Jahre der Rückzahlungsfrist multipliziert und einen Abschlag für die Teuerung angewendet. Die Rückzahlungsdauer der Banken beläuft sich im Normalfall auf sechs bis sieben Jahren.

Unternehmensnachfolge – Die Kreditwürdigkeit beim Bankkredit

Bei der Würdigkeit betrachten Banken die Persönlichkeit des Kreditnehmers. Grundlage dafür bildet ein nachvollziehbares und erfolgsversprechendes Geschäftsmodell. Darüber wollen die Kreditgeber bei der Würdigkeit vor allem herausfinden, ob der Kreditnehmer von der Person her in der Lage ist, das Unternehmen erfolgreich weiterzuführen und den Übernahmekredit im vereinbarten Zeitraum zurückzubezahlen. Dieser Aspekt der Bankfinanzierung wird sehr oft vergessen oder als weniger wichtig erachtet – dies jedoch zu Unrecht. Üblicherweise wird vom Kreditnehmer ein Businessplan erwartet, der bestenfalls eine ausführliche Planerfolgsrechnung für die Zeit nach der Unternehmensnachfolge enthält. Doch auch die Banken sind sich bewusst, dass Papier geduldig ist. Der Businessplan wie auch die Planerfolgsrechnung dienen vor allem dazu, dass Geschäftsmodell und den potenziellen Firmeninhaber kritisch zu hinterfragen.

Die Finanzzahlen können noch so positiv aussehen, doch wenn der Kreditnehmer nicht zu überzeugen vermag, wird das Kreditgesuch meist abgelehnt. Allen Berechnungen zum Trotz basiert die Entscheidung, ob jemand einen Übernahmekredit erhält, schlussendlich auf dem Glauben der Bank an den Unternehmensnachfolger. Ist es diesem zuzutrauen, das zum Kauf stehende Unternehmen erfolgreich weiterzuführen? Dabei läuft vieles über das Bauchgefühl des Kreditgebers.

Einfacher wird es, wenn bereits eine Geschäftsbeziehung mit einer kreditgebenden Bank besteht. Neben dem Vertrauen in den Kreditnehmer können die gemachten Erfahrungen einbezogen werden, was im positiven Fall die Genehmigung beschleunigt.

Tipps zur Bankfinanzierung bei der Unternehmensnachfolge

Was gilt es nun konkret zu beachten, um die Erfolgschancen auf einen Bankkredit im Rahmen einer Unternehmensnachfolge zu erhöhen?

Aussagekräftige Unterlagen einreichen

  • Je mehr und je detailliertere Unterlagen vorhanden sind, desto einfacher kann sich die finanzierende Bank ein genaues Bild des Unternehmens machen. Vor allem ein Businessplan oder ein ausführliches Firmenexposé sind gern gesehen. Umso besser, wenn zusätzlich auch noch eine Planerfolgsrechnung existiert.
  • Die eigene Hausbank oder die Bank, mit welcher das gewünschte Unternehmen bereits zusammenarbeitet, anfragen.
  • Durch die Erfahrungen mit der Privatperson oder dem Unternehmen können die finanziellen Risiken von den Banken besser abgeschätzt werden und die Finanzierung wird wohlwollender beurteilt.

Tiefgehende und seriöse Vorbereitung auf das Finanzierungsgespräch mit der Bank treffen

  • Weshalb möchte der aktuelle Inhaber verkaufen?
  • Welche Massnahme sind möglich, wenn die prognostizierten Ziele nicht erreicht werden?
  • Das eigene Erkennen von Schwachstellen oder Risiken vermittelt den Banken ein besseres Gefühl bezüglich der Kompetenzen des Antragstellers.
  • Je genauer der Kaufinteressent Bescheid weiss, desto glaubwürdiger wird er gegenüber der Bank.

Begeisterung für das Projekt zeigen

Der Kreditnehmer muss zu 100% vom Unternehmen, das er kaufen möchte, überzeugt sein. Diese Begeisterung soll er möglichst auch auf den Kundenberater der Bank übertragen, da schlussendlich dieser die Entscheidung fällt oder den Credit Officer vom Projekt überzeugen muss.

Verkäuferisches Auftreten

Dabei geht es nicht darum, nur die positiven Fakten des Unternehmens zu erwähnen, sondern die Bank aktiv davon zu überzeugen, dass die Investition in den Antragsteller sich langfristig auch für das Finanzinstitut auszahlen wird und er das Unternehmen erfolgreich weiterführen kann.

Scroll to Top

Newsletter

  • Sämtliche Informationen zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Business Transaction AG

Mühlebachstrasse 86
CH-8008 Zürich