Bewertung von Daten

Dass Daten von entscheidender Bedeutung für zahlreiche Unternehmen sind, ist wohl spätestens seit der einsetzenden Digitalisierung unbestritten. Vor allem bei stark datengetriebenen Unternehmen können diese einen erheblichen Anteil am immateriellen Vermögen und damit auch am Gesamtwert des Unternehmens ausmachen. Dementsprechend sollte dieses Datenmaterial adäquat bewertet werden können. Denn spätestens dann, wenn es um den Firmenverkauf geht und das Unternehmen mit einem Preisschild versehen wird, muss der Wert der Daten eruiert werden. Dabei kann auf vier verschiedene Methoden zur Bewertung von Daten zurückgegriffen werden, die alle über ihre Vor- sowie auch Nachteile verfügen.

Kostenorientierte Bewertung von Daten

Die kostenorientierte Methode stellt die einfachste Form der finanziellen Bewertung von Daten dar. Sie basiert auf den tatsächlich angefallenen Kosten für die Gewinnung, Aufbereitung, Anreicherung, Auswertung sowie Pflege und Nutzung von Daten in der Vergangenheit. Dabei können sowohl die ursprünglichen Herstellungskosten als auch potenzielle Wiederherstellungskosten im Falle eines Datenverlustes einbezogen werden. Dieser kumulierte Gesamtaufwand, der die Herstellungskosten repräsentiert, bildet die Grundlage für eine mögliche Aktivierung dieser immateriellen Vermögenswerte in der Bilanz. Die Stärken dieses Verfahrens liegen in der einfachen Anwendung sowie in der Objektivität, Transparenz und den validen Ergebnissen. Eine Schwäche dieser Methode ist, dass der zukünftige Nutzen und Ertrag, den die Daten generieren können, unberücksichtigt bleibt. Der ermittelte Wert spiegelt somit oft nicht den tatsächlichen Wert der Daten wider und neigt dazu, diesen zu unterschätzen. Es bietet sich somit an, die kostenorientierte Bewertung von Daten als Ausgangspunkt für die finanzielle Bewertung von Daten zu nutzen und dann durch weitere Methoden zu ergänzen.

Qualitative Bewertung von Daten

Bei der qualitativen Bewertung von Daten werden die wichtigsten Werttreiber und Risikofaktoren, die den Wert der Daten beeinflussen, untersucht. Hierbei rücken Aspekte wie Exklusivität, Aktualität oder Vollständigkeit in den Fokus. Dabei kann die qualitative Bewertung von Daten anhand konkreter Use Cases einen zusätzlichen Faktor für die Wertbestimmung im Rahmen einer Unternehmensbewertung darstellen. Folgende Fragestellungen können dabei in den Fokus rücken:
  • Welche Rolle spielen Daten insgesamt?
  • Handelt es sich um ein Geschäftsmodell, das stark auf Daten basiert?
  • Gibt es Alleinstellungsmerkmale?
  • Können diese Alleinstellungsmerkmale geschützt und ausgebaut werden?
  • Sind die erforderlichen Kompetenzen vorhanden?
Die Antworten auf diese Fragen können die Analyse von Unternehmen, Geschäftsmodell, Markt und Wettbewerb, die üblicherweise im Rahmen geplanter Transaktionen durchgeführt wird, punktuell ergänzen. Eine Herausforderung besteht darin, diese Faktoren klar abzugrenzen. Zum einen herrscht ein unterschiedliches Verständnis über einzelne Kriterien, zum anderen gibt es zahlreiche Überschneidungen. Der Vorteil der qualitativen Bewertung liegt darin, dass diese Methode, ähnlich wie andere Scoring-Modelle, flexibel anwendbar ist. Je nach Situation können unterschiedliche Bewertungsparameter ausgewählt und in die Datenbewertung einbezogen werden. Ein Nachteil besteht jedoch in der mangelnden Vergleichbarkeit, da das Bewertungsergebnis keinen standardisierten Wertmassstab widerspiegelt.

Marktorientierte Bewertung von Daten

Die marktpreisorientierte Bewertung von Daten stützt sich auf die beobachtbaren Marktpreise für vergleichbare Daten. Diese Bewertungsmethode setzt das Vorhandensein eines aktiven Marktes für den Handel mit Daten voraus. Aktuell befinden sich diese Datenmarktplätze noch in der Entwicklungsphase (z. B. Advaneo GmbH). Allerdings bieten Datenmarktplätze nur begrenzte Möglichkeiten, den wirtschaftlichen Wert von unternehmensbezogenen Daten zu bestimmen, da sich diese in der Regel noch in der Entwicklungsphase befinden und nur in spezifischen Fällen anwendbar sind. Bei der marktorientierten Bewertung von Daten geht es im Wesentlichen darum, wie der Markt den Wert von Daten einschätzt. Die Vorteile dieses Ansatzes liegen darin, dass er den tatsächlichen Marktwert der Daten berücksichtigt, der durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Die Methodik ist im Allgemeinen recht einfach anzuwenden und ermöglicht einen direkten Vergleich mit den Daten anderer Unternehmen. Als grosser Nachteil erweist sich, dass Marktpreise für vergleichbare Daten häufig nicht verfügbar oder nur sehr schwer zu ermitteln sind.

Nutzenorientierte Bewertung von Daten

Die nutzenorientierte Bewertung von Daten ist eine Methode, die auf dem Nutzen basiert, den die Daten für den Datenhalter oder potenzielle Käufer haben. Diese Methode gehört zu den komplexeren und ist aufwändig. Zunächst muss der Nutzen der Daten abgegrenzt werden, beispielsweise in Form des erwarteten Ertrags, der Kosteneinsparungen oder der Risikominderung, die bei einem konkreten Use Case entstehen. Der Nutzen der Daten wird dann quantifiziert und auf den Bewertungsstichtag diskontiert. Dabei entsteht der Wert von Daten durch ihre Nutzung innerhalb eines Unternehmens, weshalb der Wert der Daten unternehmensspezifisch ist und in der Regel nicht objektiv bewertet werden kann. Die nutzungsorientierte Bewertung von Daten hilft dabei, neue Möglichkeiten zu entdecken, wie Daten in Zukunft eingesetzt werden könnten. Im Rahmen der Unternehmensbewertung bei einem Verkauf oder einer Finanzierungsrunde können neue (datenbasierte) Anwendungsfälle das zukünftige Wachstums- und Entwicklungspotenzial eines Unternehmens aufzeigen und in die Gesamtbetrachtung einfliessen lassen. Der Verkaufspreis und die Vermarktbarkeit oder das Finanzierungsvolumen können steigen, wenn es gelingt, diese zukünftigen Nutzenpotenziale überzeugend darzustellen. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen klar darin, dass es den individuellen und potenziellen Nutzen der Daten berücksichtigt und dabei flexibel angewendet werden kann. Als Nachteile gelten die hohe Komplexität und der grosse Zeitaufwand bei der Bewertung, der ausserdem eine fundierte Expertise und Erfahrung bei der Definition und Quantifizierung des Nutzens erfordert, die oft subjektiv und unsicher sind.

Fazit zur Datenbewertung

Daten werden oft als das neue Öl in der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Dieser Vergleich wird häufig herangezogen, um die wachsende Bedeutung von Daten als entscheidende Ressource und treibende Kraft der digitalen Transformation zu verdeutlichen. Das Erschliessen des Werts dieser Daten wird für Unternehmen in Zukunft der Schlüssel sein, um Wettbewerbsvorteile aufzubauen. Die systematische wirtschaftliche Bewertung und das gezielte Management von Daten stellen für Unternehmen eine neue Herausforderung dar.

Fragestellungen Stärken Schwächen Fazit
Kostenorientierte Bewertung von Daten Wie hoch sind die Kosten für die Herstellung sowie Wiederherstellung der Daten? Einfache Anwendung, Objektivität und Transparenz und liefert dabei valide Ergebnisse Tendenz zur Unterschätzung des tatsächlichen Wertes der Daten Ausgangspunkt für die finanzielle Bewertung von Daten, Ergänzung mit weiteren Verfahren sinnvoll
Qualitätsorientierte Bewertung von Daten Was sind die wichtigsten Werttreiber?

Welches sind die relevanten Risikofaktoren?
Flexible Einsatzmöglichkeiten mit unterschiedlichen Bewertungskriterien Zugang und Nutzung sehr eingeschränkt, im Einzelfall anwendbar Ansatz geeignet für die Bewertung von Massnahmen
Marktpreisorientiert Bewertung von Daten Gibt es einen Markt für die Daten?

Wie bewerten Investoren die Rolle von Daten?
Konkrete und genaue Wertbestimmung auf Grundlage realer Marktpreise Momentan noch fehlende Verfügbarkeit von Datenmarktplätze und Plattformen Zugang und Nutzung sehr eingeschränkt, im Einzelfall anwendbar
Nutzenorientierte Bewertung von Daten Wie gross ist das Nutzenpotenzial der Daten? Berücksichtigung des zukünftig generierten Nutzens der Daten sowie eine flexible Anwendung Grosser Aufwand und hohe Komplexität sowie Unsicherheit aufgrund von Schätzungen Gut anwendbar bei Vorliegen eines konkreten Use Cases
Mit dem erhöhten Fokus auf den Wert von Daten wird auch klar ersichtlich, dass diese im Rahmen einer Nachfolgeregelung je länger, je mehr in der Unternehmensbewertung glaubhaft abgebildet werden müssen. Dieser Aspekt gewinnt insbesondere bei Unternehmen mit einem datenbasierten Geschäftsmodell stark an Bedeutung, da Daten einen wesentlichen Teil des Firmenwerts ausmachen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass in der Regel kein allgemeingültiger, objektiver Wert für unternehmensbezogene Daten festgelegt werden kann, da dieser stark von der jeweiligen Nutzung und dem Kontext abhängt. Dementsprechend ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass der eruierte Wert der Daten für einen potenziellen Käufer nachvollziehbar ist und logisch begründet werden kann.
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