Eigenkapital eines Unternehmens

In der Unternehmensvermittlung stösst man häufig auf den Begriff «Eigenkapital». Bei der Finanzierung eines Firmenkaufs bezeichnet dieser Begriff den Geldbetrag, den ein potenzieller Käufer für die Übernahme aus der eigenen Hand aufbringen kann. Geht es jedoch um die finanziellen Kennzahlen eines Unternehmens, bezieht sich «Eigenkapital» auf die entsprechende Position in der Bilanz.

Während die erste Definition den meisten Menschen intuitiv klar ist und keiner weiteren Erklärung bedarf, gibt es bei der bilanziellen Position des Eigenkapitals oft Missverständnisse und Unklarheiten.

Das Eigenkapital als buchhalterische Grösse

Eigenkapital kann zunächst als buchhalterische Grösse verstanden werden. Aus dieser Perspektive handelt es sich um eine variable Restgrösse, die sich aus der Differenz zwischen zwei anderen Grössen ergibt:

Eigenkapital = Gesamte Vermögenswerte – Gesamte Verbindlichkeiten

Steigen die Vermögenswerte oder sinken die Verbindlichkeiten, wächst das Eigenkapital, und umgekehrt.

Diese buchhalterische Grösse des Eigenkapitals wird häufig in Kennzahlen genutzt, um die finanzielle Stabilität (z. B. Eigenkapitalquote = Eigenkapital/Gesamtkapital) oder Rentabilität (z. B. Eigenkapitalrendite = Reingewinn/Eigenkapital) eines Unternehmens zu veranschaulichen.

Das Eigenkapital, bereinigt um stille Reserven, entspricht dem Substanzwert des Unternehmens gemäss der Substanzwertmethode.

Das Eigenkapital als rechtliche Grösse

Eigenkapital wird oft mit dem Grundkapital verwechselt, das in Aktiengesellschaften als Aktienkapital und in Gesellschaften mit beschränkter Haftung als Stammkapital bezeichnet wird. Das Grundkapital (auch formelles Kapital genannt) ist jedoch nur ein Teil des Eigenkapitals und stellt eine rechtliche Grenze dar. Wenn der Anteil des Grundkapitals unter einen bestimmten Prozentsatz fällt, d. h., wenn die Vermögenswerte der Gesellschaft die Verbindlichkeiten nicht mehr um den erforderlichen Prozentsatz des Grundkapitals übersteigen, greifen die Regelungen von Artikel 725 des Obligationenrechts. Diese verpflichten die Gesellschaftsorgane, Massnahmen zu ergreifen. In diesem Zusammenhang fungiert das Grundkapital als Schutzmechanismus, um die Gläubiger der Gesellschaft vor finanziellen Verlusten zu bewahren.

Neben dem Grundkapital umfasst das Eigenkapital auch:

  • Gesetzliche Reserven: Diese müssen aus den Jahresgewinnen bis zu einem bestimmten Betrag angesammelt werden, um als zusätzlicher Puffer in schwierigen Zeiten zu dienen.
  • Statutarische oder freie Reserven: Diese können über die gesetzlichen Reserven hinaus als weiterer finanzieller Schutz angelegt werden.
  • Gewinnvorträge: Nicht ausgeschüttete Gewinne aus früheren Geschäftsjahren.
  • Sonderformen des Eigenkapitals: Dazu gehören beispielsweise das Agio (wenn bei der Zeichnung von Anteilen mehr als der Nennwert eingezahlt wurde) und die Aufwertungsreserve (wenn unterbewertete Vermögenswerte zur Korrektur einer Unterbilanz aufgewertet werden). Diese müssen separat ausgewiesen werden.

Das Eigenkapital als betriebswirtschaftliche Grösse

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wird Eigenkapital als Risikokapital betrachtet, das dem Unternehmen finanzielle und unternehmerische Flexibilität sowie Handlungsspielraum bietet. Je höher das Eigenkapital ist, insbesondere im Verhältnis zum Fremdkapital, desto unabhängiger kann das Unternehmen operieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um formelles Eigenkapital handelt oder um wirtschaftliches Eigenkapital. Wirtschaftliches Eigenkapital umfasst Fremdkapitalpositionen, die faktisch dieselbe Funktion wie Eigenkapital erfüllen, beispielsweise ein nachrangiges Darlehen eines Gesellschafters, das im Falle wirtschaftlicher Schwierigkeiten Verluste abfedern und die Ansprüche der übrigen Gläubiger schützen würde.

Fazit

Die absolute und relative Höhe des formellen sowie wirtschaftlichen Eigenkapitals einer Gesellschaft liefert wertvolle Einblicke in deren finanzielle Stabilität und Ertragskraft eines Unternehmens. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Eigenkapital eine Verhältniszahl darstellt. Das Eigenkapital stellt keinen Geldbetrag auf einem Konto dar und gibt keine Auskunft über die verfügbaren liquiden Mittel oder die Zusammensetzung der Vermögenswerte. Diese Informationen befinden sich auf der Aktivseite der Bilanz.

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