Kapitalstruktur – Eigen- und Fremdkapitalquote

Die Kapitalstruktur zeigt das Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital zum Gesamtkapital eines Unternehmens. Die Kapitalstruktur dient dabei als eine zentrale Bilanzkennzahl zur Risikobeurteilung sowie zur Beurteilung der finanziellen Stabilität. Die Kapitalstruktur wird dabei aus den beiden Kennzahlen Eigenkapital- und Fremdkapitalquote abgeleitet.

Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote gibt an, wie viel des gesamten Kapitals eines Unternehmens durch Eigenkapitel finanziert ist. Die Berechnungsformel lautet dabei wie folgt:

Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Gesamtkapital x 100

Das Eigenkapital wird aus der Bilanz abgeleitet und besteht bei KMUs typischerweise aus dem Aktien-/Stammkapital, den Kapital- und Gewinnreserven, dem Gewinn-/Verlustvortrag und dem aktuellen Jahresgewinn.

Eine hohe Eigenkapitalquote deutet darauf hin, dass ein Unternehmen finanziell solide aufgestellt ist und nicht auf bedeutende Fremdfinanzierung durch Darlehen oder Bankkredite angewiesen ist. Dies bietet den Vorteil, dass ein Unternehmen geringe Zins- und Amortisationsverpflichtungen leisten muss sowie über eine erhöhte Flexibilität in der Kapitalbeschaffung besitzt.

Ein hoher Eigenfinanzierungsgrad kann jedoch auch auf eine ineffiziente Kapitalnutzung hinweisen. Dies lässt sich dadurch erklären, dass Fremdkapital «günstiger» ist als Eigenkapital, Zinszahlungen einen gewissen Steuervorteil mit sich bringen und grössere Wachstumsinvestitionen in Kombination mit beispielsweise Bankkrediten getätigt werden könnten.

Fremdkapitalquote

Die Fremdkapitalquote gibt an, wie viel Prozent des gesamten Kapitals durch Fremdfinanzierung bereitgestellt wird. Die Berechnung erfolgt analog zur Eigenkapitalquote:

Fremdkapitalquote = Fremdkapital / Gesamtkapital x 100

Das Fremdkapital besteht dabei aus kurz- sowie auch langfristigen Fremdkapital und besteht bei KMUs in den meisten Fällen aus Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen, Bankkrediten, Aktionärsdarlehen oder auch anderweitigen Verbindlichkeiten gegenüber Dritten.

Die Interpretation der Quote kann in zwei Richtungen vorgenommen werden. Eine hohe Fremdkapitalquote kann auf eine höhere Abhängigkeit von Banken oder Investoren hindeuten und bedeutet höhere Fixkosten durch Zinsen und Amortisationszahlungen. Allerdings ist ein hoher Fremdfinanzierungsgrad für KMUs, wie bereits oben beschrieben, oftmals vorteilhaft, wenn das Kapital gezielt zur Finanzierung von Wachstum oder Investitionen genutzt wird (Leverage-Effekt). Im Gegenzug kann eine hohe Fremdkapitalquote (>70%) jedoch auch auf eine erhöhte Insolvenzgefahr hindeuten. Um dies zu beurteilen, müssen jedoch weitere Kennzahlen wie beispielsweise der Liquiditätsgrad, der Zinsdeckungsgrad und Cashflowkennzahlen hinzugezogen werden sowie die Entwicklung der jüngsten Geschäftsjahre betrachtet werden.

Einfluss auf die Unternehmensbewertung

Die Kapitalstruktur tangiert die Unternehmensbewertung insbesondere in zwei Bereichen. Einerseits wird die Kapitalstruktur zur Berechnung der Kapitalkosten (WACC) respektive der Gewichtung der Eigen- und Fremdkapitalkosten genutzt, die in der DCF-Bewertung eine zentrale Rolle spielen. Dabei tendieren Unternehmen mit einem höheren Fremdfinanzierungsgrad zu einem tieferen WACC bzw. Diskontierungsfaktor, was wiederum zu einer tendenziell höheren Bewertung auf Stufe Enterprise Value (EV) führt. Dies hängt mit den assoziierten Kosten von Fremd- und Eigenkapital zusammen, wobei erstere deutlich tiefer sind.

Andererseits beeinflusst die Kapitalstruktur auch die Überleitung vom Enterprise Value auch Entity-Value zum Equity-Value, dem Wert des Eigenkapitals. In dieser Überleitung, auch Entity-to-Equity Bridge genannt, werden vom Unternehmenswert (EV) die verzinslichen Schulden abzüglich der flüssigen Mittel (Net Debt) abgezogen. Somit würde der Eigenkapitalwert eines Unternehmens mit einer hohen Fremdkapitalquote wesentlich tiefer ausfallen als ein Unternehmen, das vollständig durch Eigenkapital finanziert ist.

Fazit zur Kapitalstruktur

Die Kapitalstruktur eines Unternehmens ist eine zentrale Kennzahl in Bezug auf die finanzielle Stabilität, Risikoposition und Unternehmensbewertung. Eine hohe Eigenkapitalquote signalisiert dabei finanzielle Unabhängigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen. Eine hohe Eigenkapitalquote kann jedoch auch zu Opportunitätskosten führen. Insbesondere wenn Fremdkapital günstig verfügbar ist und für wachstumsfördernde Investitionen genutzt werden könnte. Dabei müssen jedoch auch Risiken wie steigende Zinsverpflichtungen sowie eine potenzielle Überschuldung beachtet werden.

Bei einer Unternehmensbewertung beeinflusst die Kapitalstruktur eines Unternehmens insbesondere die Kapitalkosten (WACC) und die Entity-Equity-Bridge respektive die Herleitung des Eigenkapitalwerts.

Eine optimale Kapitalstruktur kann nicht pauschal festgelegt werden. Sie ist abhängig von der individuellen Unternehmenssituation, dem Marktumfeld und der strategischen Zielsetzungen des Unternehmens. In der Praxis zeigt sich, dass eine ausgewogene Mischung aus Eigen- und Fremdfinanzierung den langfristigen Unternehmenserfolg unterstützen kann.

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