M&A Schweiz – Nachfolgestudie 2022

Die Unternehmensnachfolge stellt neben der Gründung und der Expansion eine der zentralen Phasen im Lebenszyklus einer Firma dar. Dies trifft umso mehr zu, wenn es sich um ein KMU handelt, bei welchen in der Regel die Inhaberschaft eng mit dem Unternehmen verbunden ist oder die Firma sich in einigen Fällen bereits seit mehreren Generationen in Familienbesitz verbindet. Kein Wunder also, dass der Nachfolgeplanung-/Regelung (M&A Schweiz) eine grosse Bedeutung zukommt.

Die Nachfolgestudie

Bereits zum vierten Mal nach 2009, 2013 und 2016 hat die Credit Suisse (Bereich Economics & Research) zusammen mit dem Center for Family Business der Universität St. Gallen (CFB-HSG) zum August 2022 hin die Nachfolgestudie veröffentlicht. Dabei liegt der Fokus der Studie auf der sequenziellen Abfolge der einzelnen Übergabeschritte beim Nachfolgeprozess. Die Umfrage zeigt auf, dass die Unternehmensnachfolge ein komplexer Prozess ist, der von der ersten Kontaktaufnahme bis zur eigentlichen Übergabe der Führungsposition und des Eigentums mehrere Jahre dauern kann. Gleichzeitig können unvorhergesehene Ereignisse wie beispielsweise die Corona-Pandemie oder ein persönlicher Schicksalsschlag den Zeitpunkt einer Betriebsübergabe massgeblich beeinflussen. Wer frühzeitig die Weichen für eine reibungslose Übergabe stellt und sich Jahre vor der eigentlichen Übergabe mit dem emotionalen Thema auseinandersetzt, ist im Vorteil. Zudem können verschiedene externe Berater herangezogen werden, um die Komplexität des Nachfolgethemas aufzufangen und mit ihrer Expertise positiv zum Gelingen der Unternehmensnachfolge beizutragen.

Die Umfrage der Nachfolgestudie 2022 basiert auf Datensätzen von mehr als 150 Schweizer Firmen, welche Kunden bei der Credit Suisse sind. Dabei wurden ausschliesslich KMU befragt, wobei die Kleinunternehmen (10 – 49 Mitarbeitende) mit 50% in der Studie übermässig vorhanden sind. Bei den befragten Firmen handelt sich um Betriebe, die innerhalb der letzten zehn Jahre eine Nachfolgelösung umgesetzt haben und/oder bei denen eine Übergabe in den nächsten zehn Jahren bevorsteht querbeet über alle Branchen.

In dieser Auflage der Studie wurde der Fokus auf den Planungs- und Übergabeprozess gelegt und insbesondere die Abfolge einzelner Schritte bei Nachfolgeprozessen untersucht. Es zeigt sich, was sich auch aus unserer Praxiserfahrung der externen Nachfolgeregelung beobachten lässt: Wer sich frühzeitig mit der Nachfolge auseinandersetzt, erhöht den Handlungsspielraum und ist im Vorteil. Dabei fokussiert sich die Studie insbesondere auf die nachfolgenden Aspekte:

  • Schwieriger Abschied – die Übergabe an eine nahestehende Person
  • Zwischen fachlicher Beratung und Emotionen
  • Auf Unvorhergesehenes vorbereitet sein

M&A Schweiz: Der Nachfolgeprozess als grundlegende unternehmerische Aufgabe

Mit der Nachfolgeregelung kann der scheidende Inhaber oder die scheidende Inhaberin mit der Wahl des Nachfolgers ein letztes Mal aktiv die Weichen für die strategische Entwicklung der eigenen Firma stellen. Doch vom eigenen Unternehmen Abschied zu nehmen, ist für viele nicht einfach, stellt die eigene Firma doch oft ein Lebenswerk dar, wovon auch die Umfrageresultate zeugen. Denn in 80% der realisierten Unternehmensübergaben während der letzten zehn Jahre erfolgte der Rückzug der Vorgängerin beziehungsweise des Vorgängers gesundheits- oder altersbedingt, die Unternehmensübergabe wird entsprechend meist bis zuletzt hinausgezögert und wenig proaktiv angegangen.

M&A Schweiz: Schwieriger Abschied – die Übergabe an nahestehende Personen

Gemäss der Studie lassen sich zwei Arten von Nachfolgesequenzen bei der Übergabe beziehungsweise Übernahme von einem Unternehmen identifiziert werden. Einerseits gibt es die Staffelübergabe. Dabei gehen die Geschäftsführung und das Eigentum gleichzeitig auf die neue Inhaberschaft über. Andererseits gibt es die schrittweise Übergabe der beiden Chargen. Während die Staffelübergabe vom Unternehmenseinstieg des Nachfolgers bis hin zum abgeschlossenen Nachfolgeprozess gemäss Studie im Durchschnitt rund sechs Jahre dauert, nimmt die schrittweise Übergabe, mit durchschnittlich 14 Jahren vom Unternehmenseintritt bis zur Übernahme der Geschäftsführung wesentlich mehr Zeit in Anspruch. Aus der Praxis der externen Nachfolgeregelung wissen wir, dass diese signifikant weniger Zeit als sechs Jahre dauert. So beträgt unsere durchschnittliche Projektlaufzeit 7 Monate. Auch kommen bei externen Nachfolgeregelungen schrittweise Übergaben in Chargen nicht vor.

Da die Unternehmenslandschaft in der Schweiz bekannterweise stark durch Familienunternehmen geprägt ist, kam in mehr als der Hälfte der vollzogenen Unternehmensübergaben der in der Studie untersuchten Firmen eine familieninterne Lösung (Family Buy-out) zum Zug. Am zweitmeisten erfolgte eine Übergabe an Mitarbeitende (Management Buy-out) und Schlusslicht bildete die unternehmensexterne Firmenübergabe (Management Buy-in). Unabhängig der gewählten Nachfolgeform zeichnen sich gemäss der Studie die Nachfolgerinnen und Nachfolger primär durch den Glauben an den Erfolg der Geschäftsidee (87%) oder die Verbundenheit mit dem Unternehmen und den Mitarbeitenden (74%) aus. Die soziale Anerkennung spielt für die Nachfolgenden beim Übernahmeentscheid derweil eine untergeordnete Rolle (6%). Solche intrinsischen Attribute sind auch im Sinne der übergebenden Partei, die das Unternehmen in gute Hände weiterreichen möchte.

Bei dem Herzblut, das die Inhaberschaft normalerweise ins Unternehmen gesteckt hat, ist es wenig verwunderlich, dass viele Vorgängerinnen und Vorgänger nur schwer von der Unternehmensführung loslassen können. Oftmals sind sie gemäss der Nachfolgestudie 2022 auch Jahre nach der Übergabe der Geschäftsführung noch im Unternehmen anzutreffen. Rund die Hälfte der abgebenden Generation hält sich auch zwei Jahre nach der Übergabe mindestens eine Stunde pro Woche in der Firma. Diese Entwicklung kann einerseits positiv aber andererseits auch negativ beurteilt werden. So kann die neue Inhaberschaft von den Veteranen und deren Fachwissen sowie tiefen Marktkenntnissen profitieren. Mehr als die Hälfte der befragten Nachfolgenden gab an, dass sie bei schwierigen Entscheidungen auf die beratende Stimme der Vorgängerin beziehungsweise des Vorgängers zählen konnte. Demgegenüber kann die Anwesenheit der ehemaligen Inhaberschaft aber auch die unternehmerische Entwicklung des Nachfolgers oder der Nachfolgerin hemmen und deren Eigenständigkeit einschränken. Deshalb ist es wichtig, die verschiedenen Zuständigkeiten durch eine klare Aufgabenteilung zu regeln: Rund 75 % der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer erachten diesen Aspekt als sehr wichtig für einen erfolgreichen Übergabeprozess. Denn Konflikte sind während der Übergabe nicht unüblich. In der Umfrage gaben immerhin 27 % der Unternehmerinnen und Unternehmer an, dass sie während des Übergabeprozesses konfliktreiche Momente erlebt haben.

M&A Schweiz: Zwischen fachlicher Beratung und Emotionen

Im Rahmen von Unternehmensnachfolge werden auch verschiedene Themen angesprochen, für die das nötige Fachwissen in der eigenen Firma meist nicht vorhanden ist. Zudem fehlt für deren fachgemässe Bearbeitung oft schlichtweg die Zeit, weshalb auf externe Unterstützung zurückgegriffen werden muss. Dabei kann es sich sowohl um steuerliche Fragen, die strategische Vorbereitung der Firma auf die Übergabe, die Nachfolgeprozessbegleitung wie auch persönliche und individuelle Dienstleistungen handeln. Gemäss der vorliegenden Umfrage sehen rund 71% der befragten Studienteilnehmer bei Steuerfragen einen eher hohen bis sehr hohen Bedarf. Auch bei der strategischen Vorbereitung des Betriebs auf die anstehende Übergabe sowie bei finanziellen Fragen wird gerne eine externe Beratung ins Spiel gebracht. Jeweils rund 40 % der befragten Personen sehen hier einen gewissen oder sehr hohen Bedarf an Unterstützung.

Während bei der fachlichen Unterstützung ein grosser Bedarf festgestellt wird, ist die individuelle und persönliche Beratung wie beispielsweise durch Coaches oder Psychologen weniger gefragt. Lediglich 5% der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer gaben an, in diesem Bereich auf externe Fachkräfte zurückzugreifen. Diese tiefen Werte der sogenannten «soften» Faktoren erklärt sich wohl auch damit, dass die Regelung der Nachfolge eine meist einmalige Sache ist und daher diese emotionalen wie auch menschlichen Komponenten erst mit der Initialisierung des Prozesses erfahren werden.

M&A Schweiz: Auf Unvorhergesehenes vorbereitet sein

Bei der Unternehmensnachfolge beschäftigt sich ein Unternehmer mit verschiedenen Fragen: Wann soll das Unternehmen übergeben werden? Wer soll die Geschäftsführung und das Eigentum erhalten? Je früher man sich mit diesen Fragen auseinandersetzt, desto zielgerichteter kann die Unternehmensnachfolge angegangen werden. In der Regel ist es für die Inhaberschaft zudem auch empfehlenswert, unterschiedliche Nachfolgeoptionen zu prüfen. Dies nicht zuletzt, weil sich die präferierte Nachfolgeoption nicht immer realisieren lässt und unvorhergesehene Ereignisse den Zeitpunkt oder die Lösung der Übergabe beeinflussen können. Auf solche Fälle sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer vorbereiten, indem verschiedene Nachfolgeoptionen geprüft und sich eine gewisse Offenheit für unterschiedliche Nachfolgelösung an den Tag gelegt werden. Dabei zeigt die Studie deutlich, dass vor allem Familienunternehmen eine klare Vorstellung von der zukünftigen Inhaberschaft haben. Rund 59% der befragten Personen gab auf die Frage, was primär mit dem Eigentum am Unternehmen geschehen soll an, dass eine Übergabe an Familienmitglieder der Kernfamilie wie Ehepartner oder Kinder angestrebt wird. Dem stehen die Nicht-Familienunternehmen gegenüber. Denn nur 9% legen starken Wert darauf, dass das Unternehmen in der Kernfamilie bleiben.

Hinzu kommt, dass unvorhergesehene Ereignisse den Zeitpunkt oder die Ausgestaltung der Übergabe massgeblich beeinflussen. Die Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds im Zuge der Coronapandemie haben einige Unternehmerinnen und Unternehmer dazu bewogen, ihre eigene Betriebsübergabe vorzuziehen. In 6% der Fälle wurde dies berichtet. Aber auch ein Schicksalsschlag oder Druck seitens Konkurrenz (13%), der eigenen Familie (7%) oder Geschäftspartnerinnen und -partner (knapp 4%) können den Nachfolgeprozess unverhofft beschleunigen. Demgegenüber stehen auch Faktoren, die zu einem Aufschub der Betriebsübergabe führten. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die pandemiebedingte Veränderung des wirtschaftlichen Umfelds (7%) und dem familiären Druck (5%).

M&A Schweiz in der Praxis

Die Unternehmensübergabe gehört unzweifelhaft zu den wichtigsten, aber vielleicht auch zu den anspruchsvollsten Meilensteinen im Leben eines Unternehmers oder einer Unternehmerin. Neben finanziellen Überlegungen spielen Emotionen oft eine bedeutende Rolle, denn für etliche Inhaberschaften stellt die eigene Firma das Lebenswerk oder gar eine über Generationen aufgebaute Familientradition dar, die man in gute Hände weiterreichen will. Die vorliegende Studie greift viele Punkte der Unternehmensnachfolge auf, welche auch in der Praxis stark spürbar sind. Besonders M&A-Broker, die sich tagtäglich mit den Herausforderungen der Nachfolgeregelung beschäftigen, haben ein gutes Gespür für die Hürden des Transaktionsprozesses und können bei der Suche nach dem geeigneten Nachfolger wertvolle Unterstützung bieten.

Im Zusammenhang mit der Nachfolgestudie 2022 ist vor allem relevant, welche Lehren direkt Betroffene aus den Erkenntnissen der Untersuchung ziehen. Besonders bei der Wahl der gewählten Form der Nachfolgelösung kann aus Praxissicht sicherlich an mehr Flexibilität appelliert werden. Denn unsere Erfahrung aus über 250 erfolgreich realisierten Transaktionen beweist, dass die externe Nachfolgeregelung eine absolut valable Option darstellt.

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