Die Unternehmensnachfolge ist zweifelsohne eine der wichtigsten unternehmerischen Aufgaben. Dabei gibt es folgende drei Optionen, welche alle ihre Eigenheiten haben:
- Unternehmensnachfolge durch externe Dritte
- Unternehmensnachfolge durch interne Personen
- Unternehmensnachfolge durch Familienmitglieder
Die Gründe sich als Firmeninhaber mit der Unternehmensnachfolge zu beschäftigen sind mannigfaltig. Doch einer der meistaufgeführten Punkte, für die sich anbahnende Nachfolgeregelung ist zweifelsohne die bevorstehende Pensionierung der Inhaberschaft und die daraus entstandene Notwendigkeit einen geeigneten Kandidaten für die Nachfolge zu finden. Andere Gründe können beispielsweise eine angestrebte berufliche Neuorientierung eines Inhabers oder auch veränderte Rahmenbedingungen im persönlichen Umfeld sein. Weshalb auch immer die Unternehmensnachfolge relevant wird, es ist unerlässlich sich frühzeitig mit dem Thema und den verschiedenen Optionen auseinanderzusetzen.
Unternehmensnachfolge durch externe Dritte – Management buy-in (MBI)
Der KMU M&A-Markt in der Schweiz wächst seit einigen Jahren stark. So entscheiden sich im Jahr 2022 gemäss Dun & Bradstreet ca. 40 Prozent aller KMU-Inhaber bei der Firmenübergabe schlussendlich auf die Option des Management buy-ins zurückzugreifen und den Betrieb an eine familien- sowie unternehmensexterne Personen zu übergeben.
Dies kann einerseits ein bewusster Entschluss des Unternehmers sein, sein Geschäft strategisch zu entwickeln oder neue Impulse zu setzten. Andererseits resultiert ein Management buy-in oftmals aus der Tatsache, dass schlichtweg keine geeignete familien- oder unternehmensinterne Person vorhanden ist, die über das notwendige Können, die erforderliche Motivation sowie das benötigte Kapital verfügt. Dementsprechend muss sich die Inhaberschaft nach einem externen Kandidaten umsehen, der in Zukunft die Zügel der Firma in den Händen hält.
Erfreulicherweise hat aber auch die Nachfrage nach soliden Schweizer KMU in den letzten Jahren stetig zugenommen. Darunter befinden sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Käuferprofilen, seien es Privatpersonen, Mitbewerber, Investoren oder strategische wie auch institutionelle Käufer. Dahingehend stehen die Chancen, dass eine Unternehmensnachfolge mit einer externen Drittpartei erfolgreich durchgeführt werden kann, besser denn je. Allerdings beschäftigen Firmeninhaber oftmals viele Fragen, bevor sie die Unternehmensnachfolge aktiv angehen.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass sich praktisch für jedes Unternehmen den passenden Käufer finden lässt – es stellen sich allerdings immer die Fragen: Zu welchen Konditionen und innerhalb welchen Zeitraums möchte jemand die Firma kaufen? Oftmals scheitert eine Unternehmensnachfolge allerdings bei der divergierenden Preisvorstellung der Verkäufer- bzw. Käuferschaft. Dies kann einerseits auf die unterschiedliche Bewertung sowie Gewichtung von Wert- und Risikotreiber einer Firma zurückzuführen sein, andererseits setzen sich auch teilweise unrealistische Preisevorstellungen in den Köpfen der Inhaber fest.
Mit unserem kostenloser Nachfolge-Check können wir Firmeninhaber eine erste Einschätzung der Verkäuflichkeit ihres KMU geben. Dabei erhalten diese nicht nur einen Überblick über tatsächlich realisierte Transaktionen vergleichbarer Firmen aus ihrer Branche, sondern auch einen Einblick in unsere intelligente Käuferdatenbank. Dies gibt ihnen bereits eine erste Einschätzung bzgl. der potenziellen Nachfrage nach dem Unternehmen. Weiter zeigen wir durch unsere Praxiserfahrung auf, was die branchenspezifischen Eigenheiten des Unternehmens in Bezug auf eine Unternehmensnachfolge sind und mit welchen Herausforderungen im Transaktionsprozess zu rechnen haben.
Will man bereits heute wissen, zu welchem Preis die eigene Firma im Zuge einer Nachfolgeregelung verkauft werden könnte, dann liefert unsere Marktpreiseinschätzung die Antwort auf diese Frage. Diese ist auf Basis von empirisch erhobenen Daten sowie messbaren Kriterien erstellt. Somit erhalten potenzielle Firmenverkäufer nicht nur einen realistischen Verkaufspreis aufgrund des Zahlenmaterials ihres Unternehmens (Bilanz sowie Erfolgsrechnung), sondern auch sogenannte weiche Faktoren, die nachweisbar einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Wertempfinden der Käuferschaft haben, werden berücksichtigt. Dadurch kann die Verkäuflichkeit eines Unternehmens beurteilt werden und die Inhaberschaft lernt die werttreibenden Faktoren hinter der Unternehmensnachfolge kennen. Diese Punkte können dann gezielt angegangen werden, um die Firma auf die bevorstehende Nachfolgeregelung vorzubereiten.
Solange Firmeninhaber im Betrieb mit vollem Einsatz arbeiten und die Unternehmensnachfolge noch in weiter Ferne ist, machen sie sich verständlicherweise wenig Gedanken über die Altersvorsorge. Zudem ist bei einer angestrebten familien- oder firmeninternen Nachfolgeregelung oft früh klar, zu welchem Preis und welchen Zahlungskonditionen das Unternehmen an den Nachfolger übergehen soll.
Beim Management buy-in hingegen diktiert der KMU-Nachfolgemarkt die Höhe des Verkaufspreises. Unrealistische Verkaufspreisvorstellungen können zu bösen Überraschungen führen – insbesondere auch deshalb, weil der Erlös aus dem Verkauf des Unternehmens einen hohen Einfluss auf die Vorsorgeplanung der Inhaberschaft hat.
Ein Management buy-in bedeutet nicht zwingend, dass die Struktur und Identität der gesamten Firma vom Nachfolger geändert wird und das Unternehmen in kürzester Zeit nicht wieder zu erkennen ist. Allerdings ist es wichtig zu verstehen, dass der Nachfolger seine eigenen Vorstellungen davon hat, wie sich das Unternehmen entwickeln soll. Dies ist auch gut so, denn dies zeugt von einem unternehmerischen Mindset. Denn nichts ist schlimmer, als wenn ein Inhaber nicht weiss, wie sich ein Unternehmen strategisch zu entwickeln hat und in festgefahrenen Strukturen gefangen ist.
Nichtsdestotrotz entscheiden sich Käufer ja gerade wegen den bestehenden Strukturen, die in der Vergangenheit erwiesenermassen zu Erfolg geführt haben, für einen Kauf und gegen einen Neustart auf der grünen Wiese. Andererseits braucht ein Unternehmen wie jeder Organismus Zeit sich zu adaptieren, sodass eine zu rapide Veränderung der Firma als sehr kontraproduktiv anzusehen und dementsprechend nicht erstrebenswert wäre. Dennoch bestehen oft latente Ängste der Inhaberschaft vor einem radikalen Wandel unter der neuen Leitung.
Mit einer aussagekräftigen Interessensbekundung lässt sich allerdings schon früh abschätzen, welcher Weg der potenzielle Nachfolger in etwa mit dem Unternehmen einschlagen wird. Dementsprechend ist es für die Inhaberschaft wichtig, ein solches Schriftstück vom Interessenten einzufordern. Anschliessend lässt sich im Erstgespräch mit dem potenziellen Nachfolger leicht herausfinden, ob sich die Werte des Käufers grundsätzlich mit der Firmenphilosophie vereinbaren lassen und eine gemeinsame Basis besteht. Daraus ergibt sich dann das weitere Vorgehen, das bei zu weit auseinandergehenden Ansichten auch zum frühzeitigen Abbruch des Transaktionsprozesses führen kann.
Unternehmensnachfolge durch interne Personen – Management buy-out (MBO)
Die unternehmensinterne Nachfolgeregelung in Form eines Firmenverkaufs an leitende Mitarbeitende oder an das Management ist bei Schweizer KMU ebenfalls verbreitet. So gibt Dun & Bradstreet an, dass 19% aller Schweizer KMU auf diese Weise übergeben werden. Diese Form der Unternehmensnachfolge birgt verschiedene Vorteile sowie Risiken.
Pro: Vertrautheit und Kontinuität
Der grosse Vorteil beim Management buy-out ist sicherlich die Vertrautheit der Nachfolger mit dem Unternehmen. Denn diese kennen durch ihre Tätigkeit die zentralen Abläufe sowie Stärken und Schwächen des Betriebs. Dementsprechend wissen sie bereits an ihrem ersten Arbeitstag als Inhaber, welche Punkte sie angehen und an welchen Stellschrauben sie drehen wollen. Zudem sind sie den verschiedenen Anspruchsgruppen wie Mitarbeitenden, Kunden sowie Lieferanten bekannt. Das wiederum verkürzt die Einführungszeit erheblich und sorgt für mehr Kontinuität im Betrieb als mit einem externen Nachfolger.
Contra: Betriebsblindheit und fehlende finanzielle Ressourcen, Kompetenzen sowie Motivation
Als grosser Nachteil eines Management buy-outs kann die Betriebsblindheit angesehen werden. Je länger ein Mitarbeiter schon im Unternehmen tätig ist, desto mehr hat er sich an die bestehenden Strukturen und Prozesse gewöhnt. Dies kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Innovationsfähigkeit darunter leidet und die Firma dringend benötigte Impulse nicht bekommt.
Oftmals scheitern unternehmensinterne Lösungen an den fehlenden finanziellen Ressourcen der Nachfolger. Nicht jeder Mitarbeiter trägt den Gedanken in sich, eines Tages an die Spitze seines Arbeitgebers zu kommen und setzt seine Sparziele anders. Dementsprechend fehlt ihm dann das Kapital, wenn sich die Möglichkeit der Unternehmensnachfolge ergibt.
Auch verfügt längst nicht jedes Schweizer KMU über Führungskräfte, welche die erforderlichen Kompetenzen für eine Nachfolge mitbringen oder eine solche überhaupt antreten wollen – denn nicht in jedem Manager steckt auch ein Unternehmer.
Unternehmensnachfolge durch Familienmitglieder – Family buy-out (FBO)
In der Schweiz sind immer noch viele KMU seit Generationen in Familienhand und meist soll dies auch so bleiben – oftmals auch aus sentimentalen Gründen. Zudem stellt bei einem Familienunternehmen der Betrieb meist den Löwenanteil des Familienvermögens dar. Besonders bei mehreren Kindern kann dies Fragen zur Erbteilung aufwerfen und sollte frühzeitig thematisiert werden.
Family buy-out: Optionen für die Übertragung
Wenn die Unternehmensnachfolge familienintern aufgegleist werden kann, wenn also jemand aus dem Familienkreis die nötigen Fähigkeiten sowie den Willen dazu hat und man sich über die Konditionen handlungseinig wird, dann seht der Übertragung nichts mehr im Weg. Die Übertragung der Firma erfolgt im Rahmen eines Share Deals durch den Kauf der Aktien (bei einer AG) bzw. den Stammanteilen (bei einer GmbH) oder beim Asset Deal durch den Kauf einzelner Aktiv- sowie Passivposten des Unternehmens. Oftmals verhalten sich Inhaber bei der Bemessung der Zahlungskonditionen gegenüber dem eigenen Fleisch und Blut grosszügiger. Dementsprechend wird Familienmitgliedern die Möglichkeit gewährt, mittels eines Verkäuferdarlehens, was faktisch einer Ratenzahlung durch den Nachfolger gleichkommt, grosse Teile des Verkaufspreises zu finanzieren. Oftmals findet die Finanzierung der Unternehmensnachfolge auch im Rahmen eines Erbvorbezugs statt. Dabei wird die Firma an einen Nachkommen durch Realschenkung (in diesem Fall sind die kantonal anfallenden Schenkungssteuern zu beachten) übertragen.
Aufgepasst bei der familieninternen Nachfolge
Auch wenn die familieninterne Nachfolge für viele KMU-Inhaber die Wunschlösung ist, beinhaltet sie doch einige Stolperfallen. Wie bereits erwähnt, gibt es oftmals mehrere erbberechtigte Personen im Familienkreis. Dies kann insbesondere dann Konfliktpotenzial schüren, wenn nur eine einzelne Person oder ein Teil davon die Unternehmensnachfolge antreten möchte. Dementsprechend ist es hilfreich, frühzeitig das Gespräch mit allen Beteiligten zu suchen und die Karten offen auf den Tisch zu legen. So können unschöne Streitigkeiten vermieden und eine zielführende Lösung erarbeitet werden. In einer solchen Situation empfiehlt es sich auf jeden Fall den Beizug eines Spezialisten sowie bei Bedarf einer Rechtsberatung.
Fazit: Optionen der Unternehmensnachfolge
Viele Firmeneigentümer beschränken sich bei der Suche nach einem Nachfolger auf das persönliche Beziehungsnetzwerk wie die Familie, Freunde oder Geschäftspartner. Findet sich in diesem Kreis keine geeignete Person, wird das Verkaufsvorhaben rasch auf unbestimmte Zeit verschoben, was sich als folgeschwere Entscheidung herausstellen kann. Denn für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge braucht es Zeit. Nur so können alle Optionen abgewogen und der passende Kandidat ausgewählt werden. Auch ist Zeitdruck immer ein schlechter Begleiter bei Verhandlungen. Denn so begibt man sich in eine schwächere Position, macht zu viele Zugeständnisse und hat schlussendlich meist keine zufriedenstellende Lösung.
Ein externer Transaktionsspezialist (auch Business Broker genannt) kann bei der Unternehmensnachfolge wertvolle Hilfe leisten. Er weiss auf was es bei diesem delikaten Prozess ankommt. Er verfügt über das notwendige Wissen das Unternehmen nicht nur zu einem marktgerechten Preis zu bewerten, sondern diesen dann in den Verhandlungen auch durchzusetzen. Darüber hinaus kann ein Unternehmensvermittler durch sein Netzwerk sehr schnell eine Vielzahl an Interessenten unter Einhaltung der Vertraulichkeit ansprechen, aufkommende emotionale Situationen gut entschärfen und den ganzen Transaktionsprozess zu einem erfolgreichen Abschluss führen. Summa summarum hält er dem Inhaber während dem ganzen Prozess den Rücken frei und gewährt ihm die bestmögliche Transaktionssicherheit.