Meist sind es die Verkaufsgedanken, die den Inhaber eines KMU dazu bewegen, den Marktwert seines Unternehmens wissen zu wollen. Diese wiederum können unter anderem durch den bevorstehenden Ruhestand oder eine neue Geschäftsidee beziehungsweise den Wunsch nach einer beruflichen Veränderung ausgelöst werden.
Gerade im letzten Fall ist die zeitliche Dringlichkeit des Verkaufs oft nicht so gross. Deshalb möchten viele Inhaber vor dem definitiven Verkaufsentscheid ausloten, mit welchem Verkaufspreis sie ungefähr rechnen können respektive ob sich der Verkauf aktuell für sie lohnt. Gleichzeitig sollte unbedingt vermieden werden, dass die Verkaufspläne vorzeitig bekannt werden (mehr zu den unerwünschten internen Folgen einer verfrühten Kommunikation hier: Mitarbeiterkommunikation beim Firmenverkauf).
Marktwert eines Unternehmens berechnen: Vorgehen
Die Einschätzung des Marktwerts eines KMU erfolgt in zwei Hauptetappen. Der erste Schritt ist die klassische Unternehmensbewertung. Dabei werden zuerst Informationen zur Firma zusammengetragen. Dazu gehört einerseits Zahlenmaterial wie die Bilanz- und Erfolgsrechnung, Kontendetails und Wareninventur. Für die Berechnung einer realistischen Wertbandbreite spielen aber auch qualitative Faktoren eine wichtige Rolle. Deshalb werden zusätzlich Informationen zur Organisation der Firma (z. B. Mitarbeiterfluktuation, Inhaberabhängigkeit), zu Kunden und Lieferanten (z. B. Klumpenrisiken), zum technologischen Know-How, zur Marktentwicklung etc. mit einbezogen. Danach werden die Geschäftszahlen bereinigt und ein Finanzplan erstellt. Auf Basis all dieser Daten und Informationen wird schliesslich mittels der passenden Bewertungsmethoden der Unternehmenswert berechnet.
Der zweite Schritt, welcher der Marktpreiseinschätzung ihre eigentliche Aussagekraft gibt, ist der Abgleich der Ergebnisse aus der klassischen Bewertung mit tatsächlich erzielten Marktpreisen. Dazu werden die Verkaufspreise von Unternehmen mit ähnlichen Parametern bezüglich Grösse und Branche wie das zu bewertende KMU hinzugezogen. Auf dieser Grundlange kann schliesslich eine realistische, auf dem Markt plausibilisierte Marktpreis-Bandbreite für das betreffende KMU ermittelt werden.
Das Geschäftsmodell als zentrale Grösse
Wie bereits erwähnt, spielen für die Marktpreiseinschätzung qualitative Faktoren eine zentrale Rolle. Das hängt damit zusammen, dass quantitative Grössen wie der Jahresumsatz ohne Miteinbezug des Geschäftsmodells wenig aussagekräftig für die zukünftige Rentabilität eines Unternehmens sind. Denn ob es sich beim zu bewertenden KMU um ein vierjähriges Start-up handelt oder um ein 70-jähriges Familienunternehmen, hat eine entscheidende Bedeutung für die Interpretation des vorhandenen Zahlenmaterials und somit auch für den Marktwert und den zu erzielenden Verkaufspreis.
Den Wert des Kundenstammes berechnen
Es gibt Unternehmen, bei denen der Kundenstamm ein Grossteil des Werts ausmacht. Das betrifft insbesondere Firmen, die Beratungsdienstleistungen anbieten (bspw. Reiseberatungen oder Coaching). Um den Wert des Kundenstamms zu ermitteln, wird einerseits der Nettoumsatz pro Kunde (Bruttoumsatz abzüglich Produktions- und Marketingkosten) berechnet. Andererseits braucht es auch hier wieder qualitative Faktoren für die Gewichtung und Interpretation der daraus erhaltenen Zahlen: Erstens die Kundenloyalität (einmalige vs. wiederkehrende Kunden), zweitens die Abhängigkeit der Kunden bzw. deren Ausweichmöglichkeiten auf andere Anbieter (bspw. Rahmenverträge) und drittens die Kundenkonzentration respektive Klumpenrisiken (auf wie viele unterschiedliche Kunden verteilt sich der Umsatz?).
Transaktionsspezialist gesucht
Die Berechnung eines realistischen Marktwerts für eine Firma ist nur auf Basis von realen Transaktionsdaten möglich. Im KMU-Bereich sind solche Daten jedoch kaum öffentlich verfügbar. Deshalb lohnt sich die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Beratungsunternehmen, welches über die entsprechenden Informationen verfügt und den theoretischen Unternehmenswert für die aktuelle Marktsituation plausibilisieren kann. Nur so erhalten Sie eine realistische Kaufpreisbandbreite, die heute für Ihr Unternehmen erzielt werden kann, ohne dass Sie es zum Verkauf ausschreiben müssen.