Nachfolgeregelung: Eine Achterbahnfahrt an Emotionen

Bei einer Nachfolgeregelung handelt es sich vor allem für den scheidenden Unternehmer um einen wesentlichen Veränderungsprozess. Dabei kann dieser ganze Prozess auf zwei Ebenen aufgegliedert werden, welche oftmals zu gewissen Teilen kollidieren können. Einerseits liegt der Fokus auf der Unternehmensebene auf harten Fakten, auf der Ebene des Individuums machen dieser aber Emotionen und persönlichen Entwicklungen Platz. Vor allem die zweite Ebene muss ernst genommen werden, da sie einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Transaktionsverlauf einnimmt und den Unternehmer bei der Übergabe der Firma nachhaltig beeinflusst und auch zu wenig rationalen Entscheidungen führen kann. Je besser man daher mit der individuellen Ebene vertraut ist, desto zielführender können die einzelnen Aspekte angegangen und der Transaktionsprozess als solches effizienter gestaltet werden.

Emotionale Aspekte bei der Nachfolgeregelung

In der gängigen Literatur findet sich eine Vielzahl an Beiträgen zum Thema der Unternehmensveränderung. Auch existieren zahlreiche Ratgeber, die relevante Fragestellungen aufgreifen und dem Unternehmer einen Leitfaden liefern, wie man dieses Thema angehen soll. Demgegenüber stehen aber die Fragen was es braucht, damit Menschen solche Veränderungen gut bewältigen können und welche emotionalen Hürden auf sie im Transaktionsprozess zukommen. Diese Punkte sind weit weniger ausführlich erforscht. Aus dem Umfeld des Change-Managements ist jedoch ersichtlich, dass solchen Veränderungen eine hohe Bedeutung zukommt und dass der Unternehmer diese Veränderungen entweder als Krise oder als Chance auffassen und wahrnehmen kann. Unabhängig davon, wie Unternehmer das Thema der Nachfolgeregelung angehen, sie sind gefühlsmässig jederzeit stark im Transaktionsprozess involviert mit allen Hochs und Tiefs – wie auf einer Achterbahn. Deshalb ist es wichtig, die emotionalen Aspekte einer Unternehmensnachfolge mit einzubeziehen. Denn diese prägen den gesamten Veränderungs- und Nachfolgprozess massgeblich und können im schlimmsten Fall zum Abbruch des Transaktionsprozesses führen.

Herangehensweise an eine Nachfolgeregelung

Wer als Unternehmer täglich plant, kalkuliert und verhandelt, ist gefordert seine analytischen und kognitiven Fähigkeiten einzusetzen. Im Kontakt mit Kunden und Mitarbeitenden sind zudem emotionale Kompetenzen gefragt. Die meisten Menschen haben dabei eine Präferenz. Entweder liegt ihnen eine verstandesorientierte oder eine gefühlsmässige Herangehensweise näher. Auch bei einem Veränderungsprozess wie einer Nachfolgelösung ist ein Unternehmer kognitiv und emotionell gefordert. Meist greift er zur Bewältigung dieser herausfordernden Situation auf diejenige Herangehensweise zurück, die ihm lieber ist. Unter Druck, welcher meist in einer Nachfolgeregelung spürbar ist, verstärkt sich diese bevorzugte Herangehensweise noch. Dies kann zu einer einseitigen Betrachtungsweise führen und sich gegebenenfalls nachteilig auswirken. Denn um gute Entscheidungen zu treffen, braucht es den gleichberechtigten Einbezug beider Herangehensweisen. Steuern, Planen und die Kontrolle behalten sollten genauso in den Transaktionsprozess einfliessen wie Vertrauen und Geschehen lassen.

Das Lebenswerk in gute Hände übergeben

Unternehmer wünschen sich grundsätzlich, dass ihr Lebenswerk, welches sie mit viel Herzblut zeitintensiv aufgebaut haben, von einer geeigneten Person weitergeführt wird. Für Interessenten ist daher meist eine hohe Identifikation des Unternehmers mit seiner Firma spürbar. Die Inhaber haben ihr Unternehmen mit ihrer Firmenkultur und ihren Werten nachhaltig geprägt und mit viel persönlichem Einsatz weiterentwickelt. Zudem haben die meisten Unternehmer den Wunsch, die geschaffenen Arbeitsplätze zu erhalten und die Mitarbeitende, zu welchen über die Jahre hinweg eine enge Bindung aufgebaut wurde, weiter zu beschäftigen. Dementsprechend muss es vor allem auch auf der menschlichen Ebene zwischen dem Verkäufer und dem Käufer passen. Nur wenn der scheidende Unternehmer weiss, dass sich das Unternehmen und dessen Mitarbeitenden in guten Händen befinden, kann er mit gutem Gewissen den Verkaufsvertrag unterzeichnen.

Die Nachfolgeregelung als Bestandesaufnahme des Unternehmens

Inhaber befassen sich bei ihrer Nachfolgeregelung gezwungenermassen mit finanziellen Themen wie der Erhebung des Unternehmenswertes für den bevorstehenden Verkauf. Dabei spielen auch steuerlichen Aspekte eine Rolle – beispielsweise bei der Frage ob die Transaktion im Rahmen eines Share Deals oder Asset Deals stattfindet. Damit bewegen sie sich zumindest theoretisch auf einer rein rationalen und analytischen Ebene. In der Praxis fliessen aber oftmals auch emotionale Aspekte in die Wertfindung ein. So wird häufig mit dem Potenzial einer Firma argumentiert oder einzelne Geschäftsjahre oder Firmenleistungen zu stark berücksichtigt. Oftmals sind aber Käufer genau für diese emotionalen Punkte nicht bereit, einen Aufpreis zu zahlen da diese Aspekte nicht von der Datenlage gestützt werden.

Der Einbezug eines Transaktionsspezialisten hilft in diesem Fall, einen realistischen Marktpreis zu bestimmen und allfällige Preisdiskrepanzen mit innovativen Deal Strukturen zu schliessen. Doch neben der Frage nach dem Unternehmenswert steht der Fakt, dass die Unternehmensnachfolge auch ein bedeutender persönlicher Veränderungsprozess. Oftmals werden genau diese emotionalen Gesichtspunkte von der Inhaberschaft stark unterschätzt. Doch genau diese Punkte stellen sich oft als diejenigen Themen heraus, die den Nachfolgeprozess ins Stocken bringen oder gar blockieren. Denn Nachfolgeregelungen wirken oft als eine Art «Problem-Katalysator», in welchem bestehende Probleme verschärft werden oder im Zuge der Due Diligence ans Licht kommen. Unstimmigkeiten auf der Ebene des Unternehmens können in unterschiedlicher Form auftreten: Beispielsweise als Abgang unzufriedener Mitarbeitender oder als wirtschaftlicher Engpass als Folge von Umsatzeinbussen oder in Form eines Margeneinbruchs. Auch strategische Probleme können die Ursache sein, wenn beispielsweise eine Vision für die Zukunft des Unternehmens fehlt. Ebenso können Probleme auf individueller Ebene zutage treten, wenn der Übergeber über keine für ihn sinnstiftende Lebensplanung für die Zeit nach der Übergabe verfügt, wenn familiäre Konflikte aufbrechen oder wenn sich die Altersvorsorge für den Unternehmer schwierig gestaltet, da er das erwirtschaftete Kapital in das Unternehmen reinvestiert hat.

Der persönliche Veränderungsprozess bei der Nachfolgeregelung

Zweifelsohne sind Nachfolgeregelungen immer Veränderungsprozesse, die sowohl auf der Ebene des Unternehmens als auch auf der Ebene des Individuums Vieles in Bewegung bringen. Erfahrungsgemäss reagieren Menschen auf Veränderungen unterschiedlich: Von Zustimmung bis Freude aber auch verhaltene Beobachtung oder gar strikte Ablehnung sind als Reaktion auf Veränderungen denk- und sichtbar. Diese Verhaltensmuster sind auch bei einer Unternehmensnachfolge klar erkennbar. So gibt es den Unternehmer, welcher das Thema proaktiv angeht, von langer Hand die Firmennachfolge plant und grundsätzlich positiv reagiert, wenn er darauf angesprochen wird. Andere Unternehmer beobachten ihnen bekannte Firmeninhaber, stellen zwischendurch eine Frage, um von den deren Erkenntnissen und Erfahrungen zu profitieren und zeigen sich von einer zurückhaltenden Seite. Wiederum andere lehnen die Auseinandersetzung mit der Thematik komplett ab. Oftmals fühlen sie sich noch fit genug, das Unternehmen auch in den kommenden Jahren zu leiten oder sie sind noch nicht bereit, sich mit der Fragestellung und den einhergehenden Veränderungen wie auch dem Verlust der Inhaberschaft auseinanderzusetzen.

Übergang in einen neuen Lebensabschnitt

Eine Unternehmensnachfolge ist ein aufwändiges und strategisches Projekt, da mit der Wahl des passenden Nachfolgers auch die Weichen für die Zukunft der Firma gestellt werden. Dementsprechend braucht die Nachfolgeregelung Zeit und muss neben dem Tagesgeschäft bewältigt werden. Wie bei anderen strategischen Fragestellungen und Entscheidungen lohnt es sich deshalb, sämtliche Lösungen mit der gebotenen Sorgfalt zu entwickeln. Unternehmer sind dabei gefordert, Altes loszulassen und sich für Neues zu öffnen, denn wie bereits dargelegt, zieht eine Unternehmensnachfolge unweigerlich auch Veränderungen nach sich.

Viele Unternehmer identifizieren sich stark mit ihrem Unternehmen und widmen deshalb ihre ganze Schaffenskraft den anstehenden Aufgaben in der Firma, sodass das Privatleben und allfällige Hobbys in den Hintergrund rücken. Daher fehlen oftmals vor allem bei der älteren Unternehmergeneration Ideen und Pläne, was man mit der Zeit nach dem Verkauf oder der Übergabe der Firma anfangen könnte. Mit einer weiterführenden Lebensplanung und der Entwicklung einer neuen persönlichen Vision kann diesem Umstand Rechnung getragen werden. Damit diese Zukunftsorientierung möglich wird, ist es wichtig, den bereits zurückgelegten Lebensweg zu betrachten. Diese Erfahrungen aus dem bisherigen Leben können genutzt werden, um ein positives Zukunftsbild entstehen zu lassen und den Übergang in eine neue Lebensphase aktiv und mit Freude anzugehen. Das bedeutet konkret, dass ein Unternehmer in diesem Veränderungsprozess aufgefordert ist, sich mit seinen Wünschen, Interessen und Zielen vor allem in seinem privaten Lebensbereich auseinanderzusetzen. Das ermöglicht ihm, eine für ihn sinnstiftende neue Aufgabe für den nächsten Lebensabschnitt ins Auge zu fassen. Die Formulierung neuer, persönlicher Ziele setzt viel Energie frei, weil Fähigkeiten weiterhin unter Beweis gestellt und das vorhandene Potenzial auf anderer Ebene weiterentwickelt werden kann.

Mit Veränderungen im persönlichen Umfeld umgehen

Wenn ein Unternehmer seine Firma übergibt, verändern sich sein Beziehungsumfeld. Der Kontakt zu Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten fällt meist grösstenteils weg oder nimmt zumindest signifikant ab, sofern nicht bereits vorher auf privater Ebene Verknüpfungen bestanden. Diese Vorstellung löst bei vielen Unternehmern oftmals zu Recht Unbehagen aus. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen und ein umfassendes Beziehungsnetz ist genauso wichtig wie eine ausreichende wirtschaftliche Existenz. Wenn mit einer Nachfolgeregelung zwangsläufig geschäftliche und private Beziehungen einen Wandel durchlaufen, ist es wichtig, frühzeitig alte Beziehungen zu reaktivieren oder zu intensivieren. Zudem sollten Möglichkeiten geschaffen werden, neue Beziehungen zu knüpfen. So kann gewährleistet werden, dass ein gut funktionierendes Beziehungsnetz da ist, welches dem ehemaligen Unternehmer unterschiedliche Kontakt- und Austauschmöglichkeiten eröffnet.

Transaktionsberater als helfende Stütze bei der Nachfolgeregelung

Für den Unternehmer ist die Suche nach dem geeigneten Nachfolger also eine hochemotionale Angelegenheit, welche viele Aspekte seines Lebens betreffen und viel Energie fordern. Dementsprechend ist jede Unterstützung, welche er im Nachfolgeprozess erhalten kann, überaus wertvoll. Ein erfahrener Transaktionsberater weiss, wie er zielführende Unterstützung leisten und so den Unternehmer entlasten kann. Dies vor allem bei den rationalen und analytischen Aspekten der Nachfolgeregelung. Dadurch können Ressourcen gewonnen werden, welche in die emotionalen Aspekte der Unternehmensübergabe und der eigenen Reflexion gesteckt werden.

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